Zimmerpflanzen: Amaryllis

Von einer dicken Zwiebel darf man so einiges erwarten. Trotzdem erstaunt das, was daraus hervor sprießt, immer wieder. Phantastische Blütentrichter, die man kaum mit zwei Händen umspannen kann, und dann gleich eine Vielzahl davon. Im Winter kommt man an den beeindruckenden Blumen mit ihrer anhaltenden Blüte als Topfpflanze wie als Schnittblume kaum vorbei. Leider werden die imposanten Pflanzen anschließend viel zu oft in die Tonne geworfen. Was für ein Frevel, denn sie können einen jahre-, wenn nicht jahrzehntelang begleiten und immer wieder erfreuen.

Nomen est Omen

Amaryllis, die Funkelnde, Prachtvolle – eigentlich trägt die stattliche Zwiebelblume einen falschen Namen. Vor lauter Pflanzenneuheiten, die im 18. Jahrhundert von den Pflanzenjägern aus fernen Kontinenten nach Europa mitgebracht wurden, bekamen gleich zwei Blumen den Namen Amaryllis – eben die uns bis heute als Amaryllis geläufige Schönheit aus Südamerika mit botanischem Namen Hippeastrum, wie auch eine Zwiebelpflanze aus Südafrika, die Belladonnalilie (Amaryllis belladonna). 1821 benannte ein Botaniker dann die Südamerikanerinnen um in Rittersterne. Er fühlte sich wohl durch die riesigen, im Pulk erscheinenden Knospen an einen Morgenstern eines Ritters erinnert, die sich zu enormen Blütensternen öffnen.

Im 18. Jahrhundert begann die Züchtung, heute kennt man hunderte verschiedener Sorten in allen nur denkbaren Farben und Farbkombinationen. Groß in Mode sind außergewöhnliche Farbtöne wie knalliges Orange oder tiefes Rotviolett, ebenso gemusterte Blüten und solche mit gerüschtem Rand. Der Klassiker: Ziegelrot.

Drei Phasen braucht die Diva

Die Ursprungsarten der Amaryllis stammen aus Steppengebieten in Südamerika, von den Anden Perus über Mexiko bis nach Südbrasilien. Stets gibt es dort eine ausgeprägte Trockenperiode. Daraus ergibt sich der Wachstumsrhythmus: Im Winter ist Blütezeit, in Frühling und Sommer Wachstumszeit, im Herbst Ruhezeit.

Phase 1 – die Blütezeit

Wer sich zu Weihnachten an blühender Amaryllis im Zimmer freuen will, muss jetzt schon fertig getopfte und bereits angetriebene Zwiebeln kaufen – die übrigens giftig sind, auch für Haustiere. Denn von der Pflanzung bis zur Blüte dauert es rund drei Monate. Ist einmal der Blütentrieb als grüne Spitze erkennbar, muss man noch etwa 6-8 Wochen rechnen, bis sich die Blüten öffnen.
Amaryllis wollen hell, aber nicht prallsonnig und warm bei 20-24 °C stehen, wenn erst einmal die Zwiebel zu treiben begonnen hat. Hält man die Amaryllis etwas kühler, lässt sich der Blühbeginn hinauszögern. Gegossen wird erst, wenn der Blütenschaft, der vor den riemenförmigen, bis 40 cm langen Blättern erscheint, handhoch ist. Wässert man vorher schon, fangen die Blätter vorzeitig zu treiben an, bleiben die Blüten oft stecken und entwickeln sich nicht. Bis die erste Knospe aufgeht, ist die Amaryllis dankbar für tägliches Übersprühen mit zimmerwarmem, kalkfreiem Wasser.
Sind die Blütensterne welk, trennt man sie ab. Ist der letzte schließlich vergangen, wird der ganze Blütenschaft bis knapp über den Ansatz gekappt.

Phase 2 – die Wachstumszeit

Nach der Blüte pflegt man die Amaryllis mindestens zwei Monate, besser länger weiter, gerne darf sie jetzt auch vollsonnig und ab Mai im Freien stehen. Regelmäßiges Gießen und Düngen alle 2 Wochen sorgen dafür, dass die Blätter Kraft sammeln können, die Zwiebel sich regenerieren kann. Ab August reduziert man Gießen nach und nach, stellt das Düngen komplett ein. Ab September wird überhaupt nicht mehr gegossen, die Blätter welken dann.

Phase 3 – die Ruhezeit

Einen Monat lässt man die Zwiebel in Ruhe, lässt sie trocken und kühl, am besten sogar dunkel stehen. Dann beginnt die Reaktivierung. Die oft weit mehr als faustgroßen, bisweilen pfundschweren Zwiebeln darf man nicht zu sehr verwöhnen. Gepflanzt werden sie in einen Topf, der nur ein, höchstens zwei Fingerbreit mehr Durchmesser hat. Die Zwiebel darf auch nicht zu tief in der Erde stecken, mindestens ein Drittel muss herausragen. Denn gute Ernährung treibt das Wurzel- und Blattwachstum allzu sehr an, was die Zwiebel oft blühfaul werden lässt. Getopft wird in lockere Zimmerpflanzenerde, auf eine gute Drainage im Topf aus Kies, Splitt oder Ziegelscherben. Die Erde wird sanft angefeuchtet, erneut beginnt die Phase 1.

In der Vase

Als Schnittblume, gepaart mit ein paar Zweigen oder anderem winterlichen Beiwerk, ist eine Amaryllis immer willkommen. In der Vase sollte nicht allzu viel Wasser sein, denn der hohle Stängel wird sonst schnell weich, fault und kippt um. Anders als bei Schnittblumen üblich, schneidet man den Stiel stets gerade an. Ein Aufspleißen verhindert man, indem das untere Schaftende mit Tesafilm oder einem breiten Gummiband umwickelt wird – das macht den Stiel wesentlich standfester. Profis stecken zudem noch einen dünnen Holzstab ins Stängelinnere, oben mit einem Wattepfropf, um die schweren Blütenköpfe zu stabilisieren. Wer jetzt noch täglich das Wasser wechselt, hält sich eine Amaryllis rund zwei Wochen schön.

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