Rätsel Juni 2024 – Auflösung

Um einen Baum ging es, der jetzt im Juni blüht – als letzter unserer heimischen Arten: die Linde!

Und so sind die Bildmotive zu deuten:

Froschkönig – der Brunnen liegt unter einer Linde. So heißt es im Märchen: „Nahe des Königs Schlosse lag ein großer dunkler Wald. Und in diesem Walde, unter einer alten Linde gab es einen Brunnen. An besonders schönen Tagen, wenn es sehr heiß war, ging die Königstochter hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens.“

Philyra – laut griechischer Mythologie die Tochter des Titanen Okeanos. Kronos zeugte mit ihr den Kentauren Chiron. Entsetzt über die „Missgeburt“ (Chriron war halb Mensch, halb Pferd) schämte sich Philyra so sehr, dass sie den Göttervater Zeus bat, er möge sie verwandeln. Zeus erfüllte ihren Wunsch, Philyra wurde zur Linde. Und die Linde heißt in Griechenland noch heute Φιλύρα – Philyra. Das Gemälde stammt von Parmigianino (1503-1540).

Astrid Lindgren – ihr Nachname bedeutet „Lindgrün“, aber die berühmte schwedische Schriftstellerin hat auch das Märchen „Klingt meine Linde“ geschrieben.

Gebäck zum Tee, genauer Madeleines zu Lindenblütentee – Marcel Proust schreibt in seinem Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“: „Und mit einem Mal war die Erinnerung da. Der Geschmack war der jenes kleinen Stücks einer Madeleine, das mir am Sonntagmorgen in Combray (weil ich an diesem Tag vor dem Hochamt nicht aus dem Hause ging), sobald ich ihr in ihrem Zimmer guten Morgen sagte, meine Tante Leonie anbot, nachdem sie es in ihrem schwarzen oder Lindenblütentee getaucht hatte.“ Der Duft von Lindenblütentee und dem feinen Gebäck versetzen den Erzähler unmittelbar in seine Kindheit zurück, in dem Moment, wo er „einen Löffel Tee mit einem aufgeweichten Stück Madeleine an die Lippen führt. In der Sekunde nun, da dieser mit den Gebäckkrümeln gemischte Schluck Tee meinen Gaumen berührte, zuckte ich zusammen und war wie gebannt durch etwas Ungewöhnliches, das sich in mir vollzog. Ein unerhörtes Glückgefühl…“. Lindenblüten mit ihrem Duft sind aber wirklich unvergesslich, wie auch der köstliche Tee daraus.

Biene – Die Lindenblüte regt Bienen nochmals zu reger Bautätigkeit an. Wenn die Bienen überschüssige Luftfeuchtigkeit aus dem Stock herausfächeln, duftet der ganze Stock und seine Umgebung süß nach Linde. Ein alter Volksname der Linde lautet Honigweide, die Blüten spenden am Grund der Kelchblätter mehrere Mikroliter pro Blüte und Tag, das ergibt laut Hochrechnungen eine Honigmenge von rund 30 kg pro Jahr und Baum. Neben dem Nektar nutzen die Bienen aber auch den Pollen sowie den Honigtau, der von den zahllosen Lindenzierläusen (Eucallipterus tiliae) ausgeschieden wird. Eine 14 m hohe Linde kann bis 1 Million Läuse tragen, die 42 Liter Honigtau erzeugen.

Brunnen – „Am Brunnen vor dem Tore“, wer kennt das Gedicht von Wilhelm Müller (1794-1827) nicht, das von Franz Schubert (1797-1828) vertont wurde.
Am Brunnen vor dem Thore
Da steht ein Lindenbaum:
Ich träumt’ in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.

Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort;
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immer fort.

Ich mußt’ auch heute wandern
Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab’ ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht.

Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle,
Hier findst Du Deine Ruh’!

Die kalten Winde bliesen
Mir grad’ in’s Angesicht;
Der Hut flog mir vom Kopfe,
Ich wendete mich nicht.

Nun bin ich manche Stunde
Entfernt von jenem Ort,
Und immer hör’ ich’s rauschen:
Du fändest Ruhe dort!

Schreiben Sie einen Kommentar

Item added to cart.
0 items - 0,00