Kindheitserinnerung

Früher einmal, lang, lang scheint es her zu sein – da strahlten Kornblumen in fast jedem Getreidefeld. Oder? Als Kind habe ich die blauen Blumen jedenfalls überall gefunden, heute muss ich lange nach ihnen suchen. Umso mehr freut mich der Anblick. Und stimmt mich auch etwas wehmütig, nachdenklich. Wir sollten wieder mehr Kornblumen säen…Dazu noch ein paar Zeilen – die dieses Jahr irgendwie nicht so ganz passen. Die Kornblumen stehen jetzt, Ende Mai, in schönster Blüte. Von wegen Juli…

Gedicht zum Juli

Kornblume blau, Mohn flammig rot:
im Mittag rauscht das heilige Brot.
Die Linde schneit, die Wachtel schlägt,
der Bauer bang das Wetter wägt.

Die erste Birne bringt Margaret,
drauf überall die Ernte angeht.
Im Schatten steht der Schnitterkrug,
die Magd geht mit dem Ochsenzug.

Der starke Leib, die schwere Fracht:
im fernen Land ein Donner kracht.
Mög‘ uns der Himmel gnädig sein –
Sankt Jakob, Dank! Das Korn fährt ein.

Josef Weinheber (1892-1945)

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